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Peter
alias James "Pond"
Registriert seit: Sep 2000 Wohnort: D-84034 Landshut Verein: Solaris-RMB Beiträge: 2235 Status: Offline |
Beitrag 102628
, Ist
[23. Juli 2006 um 22:24]
Bin heute über diesen Artikel auf Spiegel Online gestolpert: Uni Hamburg nominiert umstrittene "Raketenforscherin". Es geht um eine Professorin für Luft- und Raumfahrttechnik, die Präsidentin der Universität Hamburg werden soll. Dagegen regt sich empörter Widerstand "linker Studenten". Begründung: Die Professorin habe im Auftrag der Firma Bayern Chemie Materialien für Raketenbrennkammern getestet.
Der Vorwurf der Studenten: "Mit diesen Antrieben könnten auch Gefechtsraketen bestückt werden". Also wurde die Professorin abfällig als "Raketenforscherin" und "Raketenmoni" tituliert und zum Verzicht auf die Kandidatur aufgefordert. Auch die "Juristen gegen den Atomkrieg" sprachen sich gegen die Kandidatin aus. Nur um Mißverständnisse zu vermeiden: das ist keine Satire, das ist Wirklichkeit. Ein Begriff wie "Raketenforscherin" wird als Schimpfwort gebraucht. Wer sich mit Raketenbrennkammern beschäftigt, gilt als moralisch untragbar für die Führung einer Universität und wird gleich noch mit dem Atomkrieg in Verbindung gebracht. Es ist wie eine Zeitreise in die jüngste, deutsche Vergangenheit. Die triefende Selbstgerechtigkeit, das stete Fuchteln mit der Moralkeule, die giftige Feindschaft gegen Technik, Fortschritt und Leistungswillen, das waren in den Jahren 68ff allzuoft Kennzeichen der "Linken". Solange, bis sich die Schreier mehrheitlich in brave Gartenzwergbürger verwandelten und die Masche so abgenudelt war, daß es keiner mehr hören konnte. Eine "linke" Bundesregierung brachte uns dann gar die Auslandseinsätze der Bundeswehr (logischerweise mit Gefechtsraketen). Das gipfelte in der Aussage, die Freiheit der Bundesrepublik müsse am Hindukusch verteidigt werden. Solche Sprüche hätte ich zwar eher vor 45 vermutet, aber nein, das war Rot-Grün. Ob die linken Hamburger Studenten wenigstens ahnen, wie peinlich und gestrig ihr Geschwätz klingt? Ein Kenner sowohl der Hamburger Uni als auch des dortigen linken Filzes war Dietrich Schwanitz. Er hat zwei amüsante Bücher zum Thema verfaßt, die ich hier gerne empfehle: Der Campus und Der Zirkel Geändert von Peter am 23. Juli 2006 um 22:31 |
Neil
99.9% harmless nerd
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Delft Verein: SOLARIS Beiträge: 7776 Status: Offline |
Beitrag 102637
[24. Juli 2006 um 09:47]
Hi,
was soll man dazu sagen? Vom Prinzip her kann jede Forschung für den Krieg genutzt werden. Es war auch in der Vergangenheit immer so gewesen, das der Krieg die größten Vortschritte erzielt hat. So war ja auch das Apollo Projekt eher ein vom kalten Krieg motiviertes Projekt. Ich sehe es auch so wie Peter, man kann sich selber sehr gut ausbremsen und sich auf das Abstellgleis der Welt stellen wenn man nur noch so argumentiert das Technik böse ist. Den eigentlich grund für Kriege sehen die Menschen aber nicht, das ist der Mensch selber. Noch nie ist eine Waffe von alleine auf die Idee gekommen einen Krieg los zu brechen. Es waren immer die Menschen die das wollten. Ähnliche Reaktionen auf das Thema, Rakete = Waffe; Raketenbauer = Waffenliebhaber, kommt man immer wieder auf Messen. Da steht man mit seinem Stand dort und hat nur zivil genutzte Raketen oder sogar nur Sportraketen da stehen. Da muss man dann solche Vorfüwürfe entkräftigen, das wir doch Waffen verherrlichen und so. Später sieht man aber die gleichen Personen voller Wonne 4m große Modellbomber fotografieren. Wie weit denken die Menschen eigentlich? Sind alle so doof wie ihre Eindruck es hinterläßt? Gruß Neil Die Erde ist eine Scheibe. Egal in welche Richtung sich die Menschheit bewegt, sie geht immer auf einen Abgrund zu. |
Heiko
Epoxy-Meister Registriert seit: Nov 2003 Wohnort: Hachenburg Verein: Solaris RMB e.V. Beiträge: 404 Status: Offline |
Beitrag 102638
[24. Juli 2006 um 10:04]
Hallo Peter
erstmal: Zitat: Eine Schwarz-Gelbe Regierung hätte uns einige Zeit später einen Bundeswehr-Einsatz im Irak gebracht und wahrscheinlich wären dann einigen von diesen "linken" Studenten bei ihrer S-Bahn-Fahrt zur Uni in die Luft gesprengt worden. Aber zurück zum Thema, das Problem im Deutschen ist wohl, dass es keinen sprachlichen Unterschied zwischen Raketen für Gewechtsköpfe und Raketen für Satelitten gibt, wie im Englischen "Missile" und "Rocket". Aber du hättest auch mal in deinem Thread erwähnen sollen, dass sich hinter "Firma Bayern Chemie" eigentlich das "Rüstungsunternehmens Bayern-Chemie Protac" verbirgt. Von daher sehe ich die Kritik der "linken" Gruppe als berechtigt. Finde es aber auch traurig, dass die "linken" dann wiederrum keinen Unterschied zwischen friedlicher Raketenforschung und militärischer Raketenforschung machen und sie als "Raketenforscherin" beleidigen wollen und damit auch gleichzeitig alle friedlichen Raketenforschern wie uns beleidigen. MFG Heiko P.S. man könnte jetzt hier auch eine Diskussion über die Wurzeln der heutigen Raketenforschung in der militärischen Raketenforschung führen. Physiker sind universell einsetzbar, jeder sollte einen haben. |
Tom
Grand Master of Rocketry
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Neustadt Verein: T2 , SOL-1 Beiträge: 5257 Status: Offline |
Beitrag 102644
[24. Juli 2006 um 12:33]
hmm....
meiner Meinung nach wird hier mal wieder das Wort "Rakete" verballhornt. Man kann in einer Zeit wie wir sie heute "gemacht" bekommen ("...es ist ja alles so furchtbar!") damit schöne Spielchen spielen... Bringen denn diese Leute das Brotmesser auch immer gleich mit "Jack the Ripper" in Verbindung, oder schneiden sie ihre Schnitzel mit nem Löffel auseinander ? Hm.... Schnitzel.... wie furchtbar, ein totes Stück Tier.... Ich denke hier sollten die Medien mal wieder etwas von ihrem Sensationskrempel runterkommen ... Andersrum hätten dann die Artikel wieder mehr Anspruch und müssten besser "gemacht" werden. Gruß Tom Geändert von Tom am 24. Juli 2006 um 12:33 |
osmadie
SP-Schnüffler
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Beitrag 102649
[24. Juli 2006 um 15:09]
Hier hilft nur eins...
Herzlichen Glückwunsch zur Nominierung an Frau Auweter-Kurtz. Dieses missgünstige Geheul wird es (leider) immer wieder geben, gerade auch wenn es um Raketen geht... (...aber auch nicht nur da...) Ich will mich davon nicht mehr beeindrucken lassen aber mich schmerzt dennoch der schlechte Ruf von Raketen-Forschern gerade bei vielen Otto-Normalbürgern. Das führe ich aber mehr auf die oftmals verzerrten Darstellungen in den Medien zurück, als auf das meiner Ansicht nach überzogene Geschrei mancher linker Gruppen... Oli Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott. Werner Heisenberg |